2019
INTERNATIONALER TAG GEGEN POLIZEIGEWALT
RASSISTISCHE POLIZEIGEWALT ALS ALLTÄGLICHER AUSNAHMEZUSTAND
Am Internationalen Tag gegen Polizeigewalt am 15. März wollen wir in Frankfurt auf rassistische Polizeigewalt und institutionellen Rassismus in der Polizei aufmerksam machen, die auch in Frankfurt am Main trauriger Alltag sind. Die Kundgebung beginnt um 17 Uhr an der Konstablerwache (Marktplatz).
Die Aufdeckung des rechtextremen Netzwerkes innerhalb der Polizei ist nur die Spitze des Eisberges. Emilie Fluri Sprecherin des Bündnisses 15MRZ erklärt: „Der aktuelle Skandal zeigt eindeutig, dass in der ganzen Institution Polizei gewaltig etwas schief läuft. Diese Polizistinnen und Polizisten konnten jahrelang ungestört mit einem rechtsextremen Weltbild ihren Dienst verrichten. Das ist erschreckend.“ Dieser Skandal ist ebenso wie alltägliches rassistisches Verhalten durch die Polizei Teil einer Systematik, die unter dem Begriff institutioneller Rassismus zu fassen ist. Jeden Tag findet an vielen Orten in Frankfurt Racial Profiling, also rassistische Kontrollen, statt. Und das ist nur ein Beispiel für institutionellen Rassismus bei der Polizei.
Ständige Polizeikontrollen und unangemessene, immer wieder brutale und sogar tödliche Behandlung durch Polizei- und Sicherheitsbeamte prägen den Alltag von Schwarzen Menschen, Menschen of Color, Migrantinnen, Romnja und von Armut betroffenen Menschen – auch in Frankfurt am Main. So erzählt Youssuf, 20 Jahre aus Frankfurt am Main, dass er häufig und ohne für ihn ersichtlichen Grund von der Polizei kontrolliert werde. Natalie, 32 Jahre alt, ebenfalls aus Frankfurt, erinnert sich: „Wir, eine Freundin, mein Sohn und ich standen am Hauptbahnhof in Berlin, um uns voneinander zu verabschieden. Dann kam die Polizei und kontrollierte nur uns drei. Meinem damals sechsjährigen Sohn musste ich danach irgendwie erklären, warum die Polizei eigentlich nur uns kontrolliert.”
In Frankfurt sowie ganz Deutschland bleiben diese Geschichten und Erfahrungen häufig ungehört oder werden als Einzelfälle abgetan und bagatellisiert. Diese Erfahrungen sind jedoch Alltag für Betroffene. Die Dimension von alltäglichem sowie institutionellem Rassismus, der stets verschränkt ist mit weiteren Formen sozialer Ungleichheit, wird oftmals abgestritten und der rassistische Gehalt vermeintlich verdachtsunabhängiger Kontrollen wird von den Behörden geleugnet. Betroffene Individuen und Gruppen wehren sich seit Jahrzehnten auf vielfältige Weise gegen diese entmenschlichende und gewaltvolle Behandlung. Sie unterstützen Betroffene und machen Mut hinzusehen und sich dagegen zu wehren. Dazu Fluri: „Es wird Zeit diese Erfahrungen endlich ernst zu
nehmen, hinzuhören und gemeinsam gegen institutionellen Rassismus in Polizei und Justiz vorzugehen!“
2018
DIE NORMALITÄT RASSISTISCHER POLIZEIGEWALT DURCHBRECHEN. FRANKFURT AM MAIN BEGEHT ZUM ERSTEN MAL DEN INTERNATIONALEN TAG GEGEN POLIZEIGEWALT
Am 15. März 2018 findet in Frankfurt am Main ein Aktionstag zum Internationalen Tag gegen Polizeigewalt statt. Ein Bündnis aus lokalen Initiativen und überregionalen Kampagnen wird rassistische Polizeigewalt im öffentlichen Raum sichtbar machen und institutioneller Rassismus kritisieren. Der internationale Gedenktag wird in Deutschland nach Berlin nun zum ersten Mal in Frankfurt am Main begangen und soll sich langfristig in Deutschland etablieren.
ANLIEGEN DES INTERNATIONALEN TAGES GEGEN POLIZEIGEWALT
Ständige Polizeikontrollen und unangemessene, immer wieder brutale und sogar tödliche Behandlung durch Polizei- und Sicherheitsbeamte prägen den Alltag von Schwarzen Menschen, Menschen of Color, Migrant*innen, Roma und armen Menschen – auch in Frankfurt am Main.
„Personenkontrolle? Das kann ich echt nicht sagen, kann es echt nicht mehr zählen. Zu oft auf jeden Fall.“ erzählt Youssouf, 20 Jahre aus Frankfurt am Main. Natalie, 32 Jahre alt, ebenfalls aus Frankfurt, erinnert sich: „Wir, eine Freundin, mein Sohn und ich standen am Hauptbahnhof in Berlin, um uns voneinander zu verabschieden. Dann kam die Polizei und kontrollierte nur uns drei. Meinem damals sechsjährigen Sohn musste ich danach irgendwie erklären, warum die Polizei eigentlich nur uns kontrolliert.”
In der Stadtgesellschaft wie in der bundesdeutschen Debatte bleiben diese Erfahrungen oft unsichtbar. Die Betroffenen werden nicht
gehört, die institutionelle Dimension dieses Phänomens nicht gesehen. Der rassistische Gehalt vermeintlich verdachtsunabhängiger Kontrollen wird von den Behörden geleugnet. Mittlerweile problematisiert jedoch selbst ein Experten*innengremium der UN-Menschrechtskommission die allgegenwärtige Praxis des Racial Profiling durch deutsche Behörden.
Vor diesem Hintergrund thematisieren wir am 15. März Formen und Auswirkungen rassistischer Polizeigewalt. Performances, eine Gedenkveranstaltung, Videoinstallationen und eine Podiumsdiskussion werden an vier Orten der Frankfurter Innenstadt den Erfahrungen von Betroffenen von Polizeibrutalität Gehör verschaffen und kreativen Widerstand in die Stadtgesellschaft tragen. Mit dem Fokus auf Gewalt durch Ordnungsbehörden soll die Mehrheitsgesellschaft für diese extrem normalisierte und oft unsichtbare Gewalt sensibilisiert werden.
Vor allem aber lenken die Veranstaltungen den Blick auf die Erfahrungen von Betroffenen und ihre vielfältigen, kreativen Widerstands- und Unterstützungsformen.
ZUR ENSTEHUNGSGESCHICHTE
Der 15. März wurde im Jahre 1997 von der kanadischen Initiative Collectif Opposé à la Brutalité Policière_ (C.O.B.P.) gemeinsam mit der Schweizer Gruppe »Black Flag« initiiert, nachdem in der Schweiz zwei Kinder im Alter von elf und zwölf Jahren Opfer von Polizeigewalt wurden. Der Tag ist dem Gedenken der Betroffenen und Opfer von Polizeigewalt gewidmet und wird weltweit von Menschen unter anderem in Kanada, Mexiko, USA, Nigeria, Kolumbien, der Schweiz und Spanien begangen. In den vergangenen Jahren hat vor allem die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) eine Vorreiterrolle eingenommen, um den Tag im öffentlichen Bewusstsein in Deutschland zu etablieren. Nach Berlin soll der Tag nun auch in Frankfurt am Main begangen werden.
#15MRZ
Der Aktionstag am 15. März stellt sich der Diskriminierung von rassifizierten, armen, queeren und trans*gender, wohnungslosen und nicht den Normen entsprechenden Personen entgegen. Der „aktivistische Wandertag“ bringt unterschiedliche Frankfurter Initiativen zusammen und öffnet vielfältige Möglichkeiten zur Partizipation für Jugendliche. Durch die Aktionen im öffentlichen Raum sind wir dort präsent, wo die Kontrollen stattfinden. Auch die städtische Zivilgesellschaft soll für das Problem sensibilisiert werden. Gemeinsam werden wir Möglichkeiten solidarischer Praxis kreativ ausloten.
Folgende Gruppen sind an der Organisation des Tages beteiligt:
Copwatch Frankfurt, Rote Hilfe Frankfurt, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), Bahnhofsviertel Solidarisch, Offenbach Solidarisch, KNAS [], Kollektiv Kafä
Es wird an der Hauptwache (12:00 Uhr), dem Willy Brandt Platz (14:00 Uhr), der Kreuzung Otto- und Niddastraße im Bahnhofsviertel (16:00 Uhr) und im Studierendenhaus in Bockenheim (19:30 Uhr) Aktionen, Installationen und Performances geben.
Den Ablaufplan des Aktionstages finden Sie auf https://www.15mrz.org/ und auf Twitter (@copwatchffm #15MRZ #1503ffm )
Für Rückfragen, Informationsmaterial und Interviewanfragen mit den beteiligten Gruppen und Künstler_innen stehen wir jederzeit zur Verfügung
info@copwatchffm.org und 01784680860